Der Flatcoated Retriever Standard

Vorwort:

Gedacht ist diese Lektüre als praktischer Ratgeber im täglichen Umgang mit einer der hervorragendsten und gottseidank wieder in Vergessenheit geratenen Hunderasse der Welt, dem Flatcoated Retriever.

Zu den in der FCI-Klasse 8 Apportier- und Stöberhunde gehörenden Retrievern, es sind 6 anerkannte Retrieverrassen, gehört auch der Flatcoated Retriever.

Die Ursprünge der Zucht gehen auf das 19. Jahrhundert zurück und die Wurzeln liegen im England ca. um 1860.

Gezüchtet wurde der Flat aus einer von den Labrador-Inseln kommenden retrieverähnlichen Art, die mit dem heutigen Labrador aber wenig gemeinsam hatte; gekreuzt wurden diese Urahnen mit Englisch-Settern und schwarzen Settern, die früher in Wales ansässig waren und heute ausgestorben sind. Es entstand der Wavy-Coated Retriever, der später in Flat-Coated Retriever umbenannt wurde Der erste bekannte Auftritt eines Flats auf einer Show war 1864 in Birmingham. Danach entwickelte er sich ziemlich schnell zu der bekanntesten Retrieverrasse Englands, bis er Anfang der 20er Jahre dieses Jahrhunderts vom Golden Retriever einer neueren Retrieverrasse, verdrängt wurde und in Vergessenheit geriet.

Zwischenzeitlich wurden Flats wie Renn- und Springpferde auf Hundeauktionen zu Höchstpreisen gehandelt. Bekannt ist, daß ein Flat-Champion namens Blarney oder auch Black Quild für damals 200 englische Pfund Sterling verkauft wurde. Das damalige Jahreseinkommen einer Arbeiterfamilie betrug ca. 10 Pfund. Also immense Beträge.

Die Anzahl der registrierten Flats nach dem ersten Weltkrieg stieg trotzdem auf 438 im Jahre 1924 an. Zuchtziele damals wie heute war der Dual-Purpose Retriever, was nichts anderes bedeutete als einen Arbeitshund zu züchten, der zudem in der Lage war auf Ausstellungen hervorragend abzuschneiden und sich als Familienhund bestens eignete.

Die bekanntesten Zwinger der Zeit waren Atherbram und Riverside.

Der Niedergang der Rasse wurde durch den 2. Weltkrieg fast Wirklichkeit als die Zahl der Elterntiere sank und keine Welpen nachgezogen wurden, da die Züchter alle im Krieg waren. so daß im Jahr 1947 nur noch 74 Flat registriert wurden. Viele bekannte Züchter verloren in der Zeit ihren gesamten Grundstock und einige der besten Linien starben aus. Auf die noch vorhandenen 74 Flats gründet sich die gesamte heutige Flatpopulation; ein Grund, daß die Genmanigfaltigkeit anderer Rassen beim Flat nicht gegeben ist. Es wurde teilweise Labradorblut hinzugeführt, wenn dies erforderlich war. Im Großen und Ganzen kann man diese 74 als die Ahnherren- und Damen der heutigen Zeit betrachten.

Aus diesem Grundstock entstanden neue Zwinger, alte bildeten sich neu, und die Flatpopulation im heutigen England ist wieder größer als in den Jahren zwischen den Weltkriegen, nach dem Krieg entstanden bekannte Zwinger wie Claverdon, Tarncourt, Hallbent. Später kamen noch Zwinger wie Excylst, Shargleam, Branchalwood, Ravenhall, Varingo und Heronsflight und viele andere hinzu. Sie bauten die Zucht neu auf, und ihnen ist es zu danken daß der Flat das geblieben ist , was er immer war. Ein Dual-Purpose Hund, elegant, lebhaft, leichtführig und arbeitsam.

Gegen Ende der 60er Jahre und Anfang der 70er Jahre entstanden auch auf dem Festland, in Holland und Skandinavien, aber auch in der Schweiz Zwinger, die Flats wegen ihrer speziellen Ausstrahlung züchteten und noch heute züchten.

Grundvater der deutschsprachigen Zucht war unter anderen Franz Steiner´s, Felsbach Zwinger, gegründet in den 70er Jahren, war er der erste Züchter im deutschsprachigen Raum. Heute gibt es in Holland, der Schweiz und Skandinavien viele Züchter, die sehr gute Flats züchten. Ihnen ist es zu verdanken daß der Flat Ende der 70er Jahre und Anfang der 80er auch seinen Weg nach Deutschland fand.

Hierzulande ist er noch nahezu unbekannt, was, wenn man die Entwicklung des Golden und auch des Labradors betrachtet, ein richtiger Segen ist.

Flatzucht ist in unseren Augen eine gewissenvolle Aufgabe, die sich aufgrund des Wesens eines Flatcoated Retrievers nicht als Zwingerzucht eignet und deshalb auch nicht von Züchtern betrieben werden sollte, denen der Gewinn im Vordergrund steht.

 Das Wesen des Flat:

Der Flat ist ein menschenbezogener Arbeitshund, der leichtführig und intelligent ist, er braucht und fordert die Bewegung, Abwechslung und die Nähe zum Menschen sind für ihn unerläßlich. Auslastung dient seinem seelischen Gleichgewicht. Ist er ausgeglichen, ist er ein aufmerksamer, liebevoller Begleiter in allen Lebenslagen.

Ein echter Sportshund.

Bewegung, laufen und schwimmen, apportieren sind sein Lebensinhalt. Diese Anlagen sollte man, wenn möglich, fördern und ihm so einen Lebensinhalt geben, er wird es Euch auf liebevolle Art zurückgeben. Wie man seinen Lebensgefährten auslasten kann, könnt ihr auf der Trainingstips-Seite nachlesen.

Rassestandard:

Aussehen und Form des typgerechten FCR´s
Flatcoated Retriever (Brenda Philips)

Flat-Coated Retriever

FCI-Standard Nr. 121 b/8.1

Ursprungsland: Großbritannien

Allgemeines Erscheinungsbild:

Ein aufgeweckter, reger Hund von mittlerer Größe mit intelligentem Ausdruck; zeigt Kraft, ohne schwerfällig zu wirken, zeigt Rasse, ohne dabei schmächtig zu sein.

Charakteristika:

Rundherum ausgestattet mit den natürlichen Eigenschaften eines Jagdhundes, Optimismus und Freundlichkeit wird durch enthusiastische Rutenbewegung demonstriert.

Wesen:

Selbstsicher und freundlich.

Kopf und Schädel
Kopf lang und ansprechend geformt. Schädel flach bei mittlerer Breite, mit leichtem Stop in Augenhöhe, dabei in keiner Weise betont, so daß eine Konvergenz oder eine Divergenz nicht zu erkennen ist. Nase von guter Größe mit gut geöffneten Nasenlöchern. Kiefer lang und kräftig, dadurch imstande, Hasen oder Fasane zu tragen.

 Augen:
Mittelgroß, dunkelbraun oder haselnußbraun, mit sehr intelligentem Ausdruck (ein rundes hervorstehendes Auge ist sehr unerwünscht). Nicht schräg eingesetzt.

Behang:
Klein und gut angesetzt, dicht seitlich am Kopf getragen.

Gebiß:
Kräftige Kiefer mit einem perfekten, regelmäßigen und vollständigen Scherengebiß, wobei die obere Schneidezahnreihe ohne Zwischenraum über die untere greift und die Zähne senkrecht im Kiefer stehen.

Hals:
Kopf gut auf dem Hals sitzend, wobei der Hals ziemlich lang und trocken sein muß, symmetrisch und schräg in der Schulter sitzend, dabei gut in den Rücken übergehend um ein leichtes Folgen der Spur zu ermöglichen.

Vorhand:
Eine tiefe und ziemlich breite Brust, an der sich die Ellenbogen frei und gleichmäßig vorbei bewegen sollen, deutlich ausgeprägtes Brustbein. Vorderläufe gerade, mit Knochen von insgesamt guter Qualität.

Gebäude:
Die vordere Rippenpartie eher flach. Der Körper zeigt einen guten Rippenkorb, der sich erst allmählich gut wölbt, dann in der Mitte deutlich gewölbt ist und zur Hinterhand in der Wölbung abnimmt.
Lende kurz und breit. Eine lange Lendenpartie ist höchst unerwünscht.

 Hinterhand:
Muskulös, gute, aber nicht übertriebene Winkelung der Knie- und Sprunggelenke. Die Sprunggelenke sind tief stehend. Sie soll gerade und parallel im Stand sein. Kuhhessigkeit höchst unerwünscht.

Pfoten:
Rund und kräftig mit geschlossenen und gut aufgeknöchelten Zehen. Ballen dick und kräftig.

Rute :
Kurz, gerade und gut angesetzt, freundlich, jedoch niemals wesentlich über der Rückenlinie getragen.

Gangart/Bewegung:
Frei und fließend, gerade und parallel, sowohl von vorne als auch von hinten gesehen.

Haarkleid:
Dicht, von feiner bis mittelstarker Textur und guter Qualität, so glatt wie möglich. Läufe und Rute gut befedert. Eine vollständige Befederung unterstreicht die Eleganz eines erwachsenen Hundes.

Farbe:
Nur schwarz oder leberbraun.

Größe und Gewicht 
Erwünschtes Gewicht bei harter Kondition: Rüde 25 bis 35 kg, Hündinnen 25 bis 34 kg. Erwünschte Schulterhöhe: Rüden 58 bis 61 cm, Hündinnen 56 bis 59 cm.

Fehler:
Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten sollte als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte.

Anmerkung:

Rüden sollten zwei offensichtlich normal entwickelte Hodenaufweisen, die sich vollständig im Skrotum befinden.